Es war ein Sonntag, an dem es nicht schwerfiel, an den Weltuntergang zu glauben. Es regnete seit den frühen Morgenstunden, und es wurde den ganzen Tag nicht hell. Und doch war es ein Tag, an dem du glaubst, du erhältst eine Nachricht, die dein ganzes Leben verändert. Ich erhielt nichts dergleichen. Nicht, dass ich Lotto gespielt und auf einen Gewinn gehofft hätte. Ich dachte nur, dass etwas geschehen sollte, dass die Welt ein klein wenig besser erscheinen ließ. Vielleicht ein Signal der Hoffnung für die Menschen in den Krisengebieten unserer Erde. Oder die Entdeckung eines Medikamentes, das den Krebs besiegt. Ein Mensch, der dir von der anderen Seite der Strasse ein Lächeln schenkt, was unmöglich war, weil ich nur bis zur Mülltonne vor der Tür gekommen bin, und von dort aus kann man die andere Straßenseite nicht einsehen. Und doch konnte ich selbst diesem verregneten Sonntag etwas abgewinnen: Zeit! Zeit, ein gutes Buch zu lesen, nachdem ich alle Haushaltspflichten erfüllt hatte. Unser Sohn schenkte mir den "DistelFink" von Donna Tartt zum Geburtstag, und so versank ich in Theos Trauer, in dem sicheren Wissen, dass Malerei und Literatur irgendwie zusammen gehören. Oder weshalb hat meine Freundin, bevor wir uns kannten, ein Bild von einer Birke gemalt, das so treffend zu meinem Lyrikband "Smolensk-Wie ein Blatt im Wind" passte? Vielleicht war das die Erkenntnis, die mir dieser verregnete Sonntag bringen sollte. Ein Tag, an dem die Sonne weder auf- noch unterging. Es war kein schöner Tag, der letzte im August... Und doch habe ich ihn auf meine Weise genossen.