Carmen schluchzte erneut auf. "Aber du hast doch selbst gesagt, du hast ihn letztens in einem ziemlich schlimmen Zustand aus dem Club kommen sehen." "Er wird es überleben.", gab Petra lakonisch zurück. "Es wird schon alles wieder gut werden." Carmen schüttelte den Kopf. "Da ist noch etwas." Sie sah ihre Schwester mit ihren dunklen, rehbraunen Augen an, aus denen immer noch Tränen flossen. "Ich habe seit dem Urlaub meine Regel nicht mehr bekommen.", sagte sie leise. Petra schrak zusammen. "Mein Gott, warst du schon beim Arzt? Du musst dich unbedingt untersuchen lassen. Du musst doch wissen, woran du bist. Und du musst es Kalle sagen." Petra argwöhnte, dass ihre Schwester das bislang versäumt hatte. "Das werde ich nicht tun, noch nicht!", sagte Carmen trotzig. Petra nahm ihre Schwester bei den Schultern und sah ihr fest in das tränennasse Gesicht. "Doch, du musst es ihm sagen. Er hat ein Recht darauf, es zu wissen. Und du liebst ihn doch, oder?" Carmen nickte schwach. "Aber ich fühle mich auch ein bißchen betrogen. Er hat jedes Mal behauptet, er hätte aufgepasst, dass nichts passiert." Das verstand Petra. Carmen hatte ihm blindlings vertraut und war nun in eine Situation geraten, in der ihre Zukunft auf dem Spiel stand. "Soll ich dich zum Arzt begleiten?", fragte Petra, um zu verdeutlichen, dass dies Carmens nächster Schritt sein mußte. "Nein danke, das ist lieb von dir. Aber ich glaube, da muss ich alleine durch.", antwortete Carmen. "Aber du musst mir versprechen, dass du morgen zum Arzt gehst.", verlangte Petra in strengem Ton. Carmen nickte. "Und du musst mir versprechen, dass du niemandem etwas erzählst, solange wir keine Klarheit haben, auch Papa und Mama nicht." Carmens Bitte klang flehend. "Darauf kannst du dich verlassen, Schwesterherz. Es wird alles gut werden. Kalle liebt dich doch. Hab keine Angst!" Petra küsste ihre Schwester auf die Wange und verließ das Zimmer.